Falter des Monats Juni


Taubenschwänzchen, KarpfenschwanzMacroglossum stellatarum (Linnaeus, 1758)

Die Gattung Macroglossa ist in unserer Region mit mehreren Arten vertreten. Der Name kommt aus dem griechischen und bedeutet „Große Zunge“, was auf den langen Saugrüssel des Falters abzielt. Der Artname stellatarum heißt übersetzt „Sternkräuter“, abgeleitet wohl von der Futterpflanze, den Blüten des Labkrauts, welche Sternchen gleichen.
Vorkommen: Nordafrika, Süd - und Südosteuropa, südlich der Alpen und Pyrenäen; häufig auf den Kanarischen Inseln. In Mitteleuropa ist die Art ein Zuwanderer, also ein so genannter Wanderfalter, auch Emigrant oder Binnenwanderer genannt. Das Tier fliegt Ende Mai Anfang Juni, manchmal in Großer Zahl, von Süden her nach Mitteleuropa ein.
Wie seine nahen Verwandten, der ebenfalls bei uns vorkommende Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus) und der Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis) (Abb.), fliegt und saugt das
Taubenschwänzchen ausnahmslos bei Tag, einem Kolibri gleich, selbst in Großstädten an Blumenfenstern und anderen Nektarquellen. Der Falter spreizt beim Fliegen (Rütteln) in der Luft sein Schwänzchen (Name) und steckt seinen Rüssel in die Blüten (Abb.)
. Des Öfteren wird er dann für einen Kolibri gehalten und geistert als solcher durch die Zeitungen. Besonders beliebte Saugpflanzen sind stark riechende Blumen wie Natternkopf (Echium), Stauden-Phlox, Buddleia, Ysop (Hysoppus) und andere.
Auffällig ist, dass die Art in heißen Jahren, wie zuletzt 2003, Ende Mai/Juni besonders häufig auftritt. Die nachfolgende Generation erscheint dann im Hochsommer.
Beide Geschlechter haben gleich gezeichnete Körper und Flügel. Beim Weibchen sind die Fühler dünner und weniger gezähnt. Die Flügelspannweite beträgt ca. 3,5 cm (Abb.).
Der Falter legt seine Eier einzeln, oder paarweise im Schwirrflug dort ab, wo die Wirtspflanze, in der Regel das Wiesenlabkraut (Galium mollugo), wächst. Das kugelige, grüne, ca. 1 mm große Ei ist hervorragend getarnt (Abb.). Es wird in der Nähe von Blüten und Knospen des Labkrautes abgesetzt, denen es täuschend ähnlich sieht.
Nach ca. 4–8 Tagen, je nach Witterung, schlüpft das Räupchen. Auch die Jungraupe ist hervorragend getarnt. Die Raupen (Abb.) besiedeln mikroklimatisch begünstigte Stellen, wie felsige Höhen, Böschungen, Bahndämme oder überhängende Pflanzen an Steinen und Mauern.
Die stets einzeln lebende erwachsene Raupe erreicht eine Größe von 45 mm und variiert in Farbe und Zeichnung stark. Sie ist in der Regel nachtaktiv, frisst aber bei trübem Wetter auch tagsüber. Sie verrät sich durch ihr auffälliges Fraßbild. Wie die meisten Schwärmerraupen hat sie auf dem 11. Segmentring ein Afterhorn, bläulich-schwarz mit auffallend gelber Spitze. Die Raupenzeit dauert von Juni bis Oktober in sich überschneidenden Generationen.
Hauptfutterpflanze ist die das Weiße Labkraut (Galium mollugo), aber auch das gelbblühende Echte Laubkraut (Galuim verum) (Abb.) wird als Futterpflanze angenommen. An Miere (Stellaria), Waldmeister (Asperula) und Sanddorn kann die Raupe ebenfalls gefunden werden.
Die verpuppungsreife Raupe verlässt ihre Wirtspflanze, verfärbt sich, verkriecht sich in der Moosschicht, fertigt ein lockeres Gespinst und verpuppt sich schließlich darin. Die Puppe ruht in ihrem lockeren Gespinst an der Erde (Abb.) .
Die Puppenruhe dauert je nach Witterung 21 bis 30 Tage. Bei günstigen Bedingungen kann sie den Winter bei uns überstehen. Auch beim Falter ist in letzter Zeit, wohl bedingt durch die allgemeine Klimaerwärmung, öfter eine Überwinterung beobachtet worden.

zurück      Text und Bilder: K. Nimmerfroh, 30.5.2006          Arbeitskreis Lepidoptera im Entomologischen Verein Stuttgart        Lepidoptera-Startseite